Die meisten Korsetts sind unten zu eng und pressen den Unterleib zu stark ein, wodurch Beklemmungen, Herzklopfen, Ohnmacht und andere Übel, auch zufolge der schädlichen Einwirkung auf die Nerven des Unterleibes Krämpfe, Hysterie und selbst Melancholie veranlaßt werden. Ein anderer Fehler ist, wenn das Korsett zu weit heraufgeht und dabei eng und platt ist, so daß es die Brüste mit Gewalt heraufdrängt und an ihrem unteren Teil drückt. Auch sind alle Korsetts sehr schädlich, die mit einem sogenannten Blankscheit versehen sind, welche nach oben zwischen den Busen auf die Herzgrube drückt und sich so gegen die Brüste andrängt, daß diese von unten platt und hinaufwärts recht voll gepreßt oder gar auseinandergedrängt werden. Magenkrämpfe sind die notwendige Folge vom Gebrauche solcher Korsetts, die ihre Hauptbefestigung auf der Herzgrube haben.
Übrigens ist das Blankscheit, zumal wenn es zu lang und aus Holz oder gar Metall ist, der wahrem Schönheit und Grazie ganz zuwider; will aber nun die Mode einmal das Blankscheit, so sei es ein dünnes elastisches, kurzes und breites Stäbchen aus Fischbein, welches oben und unten abgerundet und in das Korsett eingenäht ist, so daß es auf den Körper keinen unmittelbaren starken Druck ausüben kann.
Das zu enge Schnüren mit Hilfe eines Korsetts ist eine besonders beim weiblichen Geschlecht verbreitete Modetorheit, zugleich gesundheitsschädlich durch Störungen des Blutkreislaufs in den Bauchorganen, durch bleibende Veränderungen des Brustkorbes (der die Form eines umgestülpten Kegels annimmt) und der Leber. Diese eigentümliche Verkrüppelung der Leber wird Schnürleber genannt. Sie zeigt Eindrücke von den Rippen auf dem rechten und vom Schwertfortsatz auf dem linken Lappen, sodann eine ausgesprochene Querfurche an der oberen Fläche beider oder nur des rechten Lappens. In dieser Furche ist der seröse Leberüberzug stark verdickt und das Lebergewebe daselbst unter dem Druck geschwunden. Das bei dieser Beeinträchtigung des Organs auch die Funktionen desselben mehr oder weniger leiden liegt auf der Hand.