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Die Frage der Wespentaille

Quelle unbekannt

In den vergangenen Jahren wurde häufig darüber diskutiert, ob nun die extrem schmalen Taillen mit einem Umfang von 13 bis 18 Zoll (33 bis 45,7 cm) wirklich im vergangenen Jahrhundert existierten und sogar, ob diese wohl allgemein vorkamen. Professor David Kunzle hat in seinem bekannten Buch ''Fashion and Fetishism'' zu dieser Frage einige interessante Geschichten über wirkliche Fälle aufgenommen. Und in ihrem ausgezeichneten Werk ''Fashion and Eroticism'' kommt Dr. Valerie Steele zu dem Ergebnis, daß ''es viele unterschiedliche Meinungen gab, welche zum einen die waren, die das Korsett grundsätzlich für ungesund, häßlich und unmoralisch hielten. Dann gab es eine große Mittelgruppe, welche das Tragen eines Mieders hinnahmen oder es aktiv begrüßten; und zum anderen Ende die, welche die öffentliche Meinung provozierten durch eine öffentliche Befürwortung des engen Schnürens.''

Unserer Meinung nach scheinen beide Wissenschaftler einige einfache, aber trotzdem wichtige Faktoren zu vergessen. Heutzutage gibt es viele Leute in der ganzen Welt, die sich der neuen Welle des körperlichen Bewußtseins, bekannt als Body-Building, widmen. Bezogen auf die Zahl der Menschen, die diese Disziplin aktiv betreiben, gibt es nur eine sehr geringe Zahl der Personen, die einen Körper wie Arnold Schwarzenegger vorzeigen können, abgesehen von der Frage, ob man so etwas mag oder nicht. Die Wenigen aber, die ein Ergebnis erreichten, auf das sie stolz sein können, zeigen dies gerne öffentlich oder sehen gerne ihre Bilder in den entsprechenden Zeitschriften, die sich mit dieser Sportart befassen, publiziert. Trotzdem nehmen wir nicht an, daß im nächsten Jahrhundert die Historiker sich darüber streiten werden, ob solche Körper bei uns allgemein üblich waren.

Auch die Tatsache, daß viele Kuratoren von Kostümmuseen zu der Annahme neigen, daß viele Erzählungen über sehr schmale Taillen auf Phantasie beruhen, kann unserer Meinung nach nicht gegenteilig bewiesen werden. Erstens ist der Verschleiß an einem Mieder um so größer, je fester es geschnürt wird, und kaum jemand unter den Damen, die eine so schmale Taille besaßen, wird ein so abgetragenes Kleidungsstück für ein Museum aufbewahrt haben. Dabei sollte noch berücksichtigt werden, daß die Zahl solcher extremer Wespentaillen tatsächlich sehr klein gewesen sein wird.

Dasselbe trifft auch für die Kleider zu. Man sollte sich bloß mal vorstellen, wie klein dann die prozentuale Chance ist, daß so ein Kleid aufbewahrt bleibt, wobei man auch nicht vergessen sollte, daß die Besitzerin zunächst versucht haben wird, ihr Kleid ändern zu lassen, als sie feststellte, daß ihre Taille weniger schmal wurde. Professor Kunzle publizierte in seinem vorgenannten Buch einen sehr interessanten Brief unter dem Titel ''Die Ladenmädchen'', geschrieben von einer Dame, die in einem größeren Warenhaus in London zwischen 1875 und 1890 für die Figur der einzelnen jungen Damen zuständig war. Diese jungen Damen wurden sorgfältig ausgewählt und müssen demzufolge von vornherein schon eine phantastische Figur gehabt haben. Da der, seitens des Warenhauses für die Abteilung vorgeschriebene Standard (so etwas war damals noch möglich) 19 Zoll (48,3 cm) war, bekamen sie sechs Monate Probezeit, um diesen Standard zu erreichen. Sie wurden während dieser Zeit planmäßig trainiert. Nach diesem Zeitraum hatten acht Prozent den Standard nicht verwirklichen können, 72 Prozent erreichten die verlangten 19 Inches, elf Prozent kamen auf 18 Zoll (45,7 cm), und vier Prozent verringerten sogar ihren Taillenumfang auf 17 Inches (43,2 cm). Nur zwei Prozent konnten stolz eine Taille von 16,5 Inches (41,9 cm) vorzeigen. Unter 1500 Mädchen gab es einen außerordentlichen Fall: während eines ganzen Jahres wurde sie extra von der Briefschreiberin und einer Assistentin persönlich betreut und erreichte so eine Miniaturtaille von nur elf Inches (28 cm). Sie war sicherlich die weibliche Arnold Schwarzenegger ihrer Zeit.

Dass solche kleinen Wespentaillen damals allgemein vorkamen, glauben wir also auch nicht, aber daß sie ab und zu mal vereinzelt existierten, kann man unseres Erachtens, im Hinblick auf die Disziplin, die in vielen Fällen trainiert wurde, schon annehmen. Auf Grund von aktuellen Tatsachen wissen wir, daß auch heute noch Wespentaillen von 15 und 16 Zoll (38,1 bis 40,6 cm) existieren: leider aber sind sie so selten geworden, wie nie zuvor.


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