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Das Schnüren eines Korsetts (19. Jahrhundert)

Aus einem Konversationslexikon des 19. Jahrhunderts.

Das Schnüren nennt man jenes, zum Teil sehr starke, Zusammenpressen des Unterleibes, der Seiten und des Rückgrades mittels eines Korsetts; zumeist vom weiblichen Geschlecht zur Verschönerung der Form des Oberkörpers angewandt. Dies wird mit Hilfe von Schnürsenkeln (Schnürbändern) erreicht, welche starke, am Ende gewöhnlich mit Metall (Schnürnestel) beschlagene Schnüre sind.

Wenn das Schnüren im allgemeinen die Schönheit des weiblichen Körpers fördern soll, so muß das Korsett der Idee der weiblichen Schönheit entsprechen und dem Körper nicht eine andere Form aufzwingen, welche der Natur widerstreitet. Die Bestimmung, welche die Natur dem Weibe gegeben hat, bringt es mit sich, daß der weibliche Körper mehr Zartheit, Vollheit, Rundung, Biegsamkeit und Weiblichkeit habe, da besonders in der Form ein überaus sanfter Übergang von einem Körperteil zum anderen stattfinde, daß er in harmonischen Verhältnissen schlank, rund und voll sei, daß Busen und Unterleib, jener in stärkerem, dieser in schwächerem Bogen nach außen sich bemerkbar mache. Der Übergang in beiden Seiten auf die Hüften muß in Wellenlinien von der Brust herunter mit fast unmerklich einwärtsgehenden, von da über die Hüfte mit sanft auswärtsgehenden Bogen geschehen.

Diese Form ist es demnach, welche durch das Schnüren begünstigt werden soll, und entspricht das Korsett den gestellten Anforderungen, so läßt sich dessen Nutzen nicht leugnen. Es gewährt dem Körper eine Bekleidung, die gut anliegt, den Unterleib gehörig warm hält, zu einer bequemen Befestigung der übrigen Kleidungsstücke dient, und hat den Vorteil, daß es die Gestalt des weiblichen Körpers nicht verdeckt, sondern bei dem Gebrauche der übrigen Kleidungsstücke noch bemerken läßt, durch welche sie außerdem zu sehr verhüllt würde. Dabei erleichtert die Festigkeit und Steifheit des Korsetts dem Körper die gehörige Haltung.

Um aber keinen Nachteil für die Gesundheit zu haben, muß das Korsett der Gestalt des weiblichen Körpers überhaupt und der Person insbesondere angemessen sein; durchaus die natürliche Form des Körpers, namentlich auch die Lage der Brüste, denen es zur Unterstützung dienen soll, nicht ändern, sondern sich ganz nach ihr richten. Zum Material des Korsetts eignen sich am besten dünne Fischbeinstäbchen, welche die gehörige Elastizität haben, ohne zu starken Druck auszuüben.


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