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Unterschiede zwischen weiblichem und männlichem Brustkorb
Ich beschreibe jetzt die Unterschiede der weiblichen Brusthöhle von der
männlichen. Verhältnismäßig alle Knochen des ganzen weiblichen Körpers,
folglich auch die Knochen der Brusthöhle sind in Vergleichung des männlichen
überhaupt kleiner, schwächer, dünner, glatter, später sich ausbildend und
feingliedriger. Weibliche Rippen sind
- dünner als männlichen (bei zartgebauten fast halb durchsichtig)
- weniger gewölbt, sowohl auf ihrer inneren als äußeren Fläche
- daher wird ihr oberer und unterer Rand schärfer
- der kleinere Bogen ihrer Sichel ist im Verhältnis zum größeren Bogen
ihrer Sichel ein Segment von einem kleineren Kreise, die Wirbelbeine treten
daher gleichsam tiefer in die Brust hinein und ein Lineal hinten auf die
rechte linke 7. und 8. wahre Rippe zugleich gelegt berührt den spitzigen
Fortsatz der Wirbel meistens gar nicht
- an der Stelle, wo sich der muskulus facrolumbalis anlegt und eine rauhe
schiefe Linie hervorbringt, scheinen sie eckiger
- fast von der dritten Rippe an scheinen sie mir gewundener, besonders,
wenn man sie einzeln auf eine Fläche legt,
- ihr Brustende nimmt nicht so stark an Breite wieder zu,
- und im Verhältnis zu ihren Knochen haben sie weit längere und
verhältnismäßig schwächere Knorpel,
- wegen aller dieser Eigenschaften zusammen genommen sind sie elastischer
als die männlichen und lassen sich mit einer geringeren Kraft krumm beugen,
- die stufenweise Abnahme der falschen Rippen an Länge nach unten zu von
der 8. bis zur 12. erfolgt viel schneller oder in stärker steigendem
Verhältnis.
Ich finde daher
- daß wenn auch beim männlichen Geschlecht die letzte Rippe noch die
Länge der ersten Rippe übertrifft oder beibehält, dies bei
wohlgebildeteten Weibern nicht der Fall ist, wo die letzte Rippe meist viel
kürzer als die erste erscheint,
- mehrere dieser einzelnen Umstände zusammengenommen zeigen, da sie auch
im ganzen beweglicher, besonders die unteren, sein müssen. Die Wirbel des
Rückens scheinen verhältnismäßig zu ihrer Breite
- höher als die männlichen,
- auch weit mehr in ihrem Umfang besonders zur Seite ausgeschweift,
- ihre Querfortsätze sind stärker nach hinten gebogen, machen daher die
Furche, die zwischen ihnen und den spitzen Fortsätzen hinterwärts der
Länge nach am Rücken herunter zu beiden Seite spitzen Fortsätze läuft,
tiefer,
- der spitze Fortsatz ist schärfer,
- kürzer,
- absteigender,
- die Aushöhlung nach hinter zu am Körper für den Kanal des
Rückenmarks ist stärker,
- so wie der ganze Kanal geräumiger,
- die Seitenöffnungen des Kanal fürs Rückenmark, in welchem die Nerven
und Blutgefäße liegen die zwischen dem vom Körper abgehenden Bogen und
dem Körper selbst gemeinschaftlich zwischen je zwei Wirbeln, doch allemal
hauptsächlich vom oberen solcher Ringwirbel gebildet werden, sind viel
weiter.
- Im ganzen bestätigt sich auch an jedem einzelnen Wirbelbeine die von
mir oft über andere weibliche Knochen gemachte allgemeine Anmerkung, daß,
wenn auch ein weiblicher Knochen von gleicher Länge und an seinen Enden, wo
er sich mit anderen Knochen verbindet von gleichem Umfang mit einem
männlichen angetroffen wird, die dazwischen liegende Knochenmasse schmäler
erscheint.
Denn wenn auch die zwei Glenkflächen der Körper der Wirbelbeine die der
Cartilago intervertebralis zusammenheftet, die vier Gelenkflächen für die
Rippen und die vier Gelenkflächen auf den schiefen Fortsätzen und die zwei
auf den Querfortsätzen alle zwölf, an einem weiblichen Wirbel die völlige
Ausdehnung eines männlichen haben, ist doch die zwischen ihnen gelegene
Knochenmasse gleichsam mit mehrerer Sparsamkeit angebracht.
Die weibliche Brusthöhle ist im ganzen schon weit mehr faßähnlicher als die
männliche, auch scheint sie im ganzen Umfang rundlicher. Die Reihe der
spitzen Fortsätze springt hinterwärts lange nicht so stark hervor wegen der
- nach hinten krummen Rippen, der
- schwächeren Spitzen und
- stärkeren Zurückbeugung der Querfortsätze.
Der Ausschnitt zwischen den Knorpeln der 7., 8., 9. Rippe bildet nach oben zu
einen viel spitzeren Winkel. Die ganze Brusthöhle, ohngeachtet sie länger
ist, endigt sich noch über dies verhältnismäßig höher über dem Rande der
Schambeine und dadurch wird der ganze weibliche Leib durchaus von vorne her
länger, schlanker. Die Entfernung vom Köpfchen der letzten Rippe zum Rande
der Darmbeine ist größer, teils weil in den Lendenwirbeln, bei geringerer
verhältnismäßiger Breite, die Höhe ansehnlicher ist. Dies rührt daher,
teils weil das unterste Lendenwirbelbein fast in gleicher Höhe mit dem Rande
der Darmbeine liegt, da es beim männlichen Geschlechte oft gleichsam tiefer
zwischen die Darmbeine eingesenkt ist. Auch scheint mir der obere Teil der
Brusthöhle ungefähr bis in die Gegend der 4. Rippe verhältnismäßig etwas
weiter nach unten aber überhaupt enger. Auch finde ich, daß gemeiniglich bei
wohlgebauten männlichen Personen, die auf einer geraden Fläche ausgestreckt
liegen, die Brust merklich höher, als der Schluß der Schambeine, sich
erhebet, bei weiblichen Personen hingegen ist die Brust nicht höher als der
Schluß der Schambeine wohl gar bisweilen etwas niedriger.
Alles dieses wird man auch bei Vergleichung der schönsten männlichen mit
weiblichen antiken Statuen, nicht ohne Vergnügen bestätigt
sehen. Zuverlässig ist, wegen dieser Einrichtung, die weibliche Brusthöhle,
in sofern sie diese Unterschiede des Knochengerüstes treffen, weit
geschickter zur Veränderung während der Schwangerschaft. Das Knochen und
Knorpelgerüst gibt nämlich den Eingeweiden, die der sich ausdehnender Uterus
heraufschiebt, leichter nach, wenn alle Rippen schwächer, flacher,
elastischer, mit längeren Knorpeln versehen und beweglicher sind, wenn dabei
die falschen Rippen schneller stufenweise sich verkürzen, wenn die
Wirbelbeine bei geringerer Breite höher sind, die ganze Säule deshalb
weniger gestaucht aussieht, die Seitenteile der Körper der Wirbel
ausgeschweifter werden, vorzüglich aber, wenn das Brustbein kürzer ist,
höher sich endigt und seine Spitze sich früher und knorpeliger endet, wenn
endliche die ganze Brusthöhle länglicher rundlicher und über die
Beckenbeine erhabener wird. Beweglicher scheint die Brusthöhle, um bei
Beengung des Unterleibes während der Schwangerschaft und des Druckes aufs
Zwerchfell durch die Rippen das Atmen verrichten zu können.
In diesem Buchausschnitt wurden nun alle Widrigkeiten aufgezählt, die
man mit dem Tragen eines enggeschnürten Korsetts verbunden hat .
oder manche auch heute noch verbinden. Wie schon in verschiedenen
Abschnitten erwähnt, sollte man mit dem
Korsettieren in ausgewogenem Maße beginnen, behutsam
anfangen zu schnüren und nach gewisser Gewöhnungsphase kann man dann
auch das Korsett wieder etwas enger schnüren. So hat auch der Körper die
Möglichkeit, sich formen zu lassen, ohne Schäden zu hinterlassen.
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