Es gibt drei populäre ''Glaubensrichtungen'', um die durch Schnürung zu erreichende Taillenweite zu bestimmen. Nach der ersten Methode soll die zu erreichende Taillenweite rund 10'' unter der ursprünglichen Weite liegen. Eine Frau mit einer 28''-Taille kann nach dieser Regel also eine maximale Reduzierung auf 18'' anstreben.
Nach einer anderen Methode bestimmt sich dieses Maß nach der Oberweite. Die Reduktion soll zunächst 3/4 der Oberweite betragen. Eine moderate Reduzierung läßt sich erreichen mit 5/8 und die minimale Taillenweite soll nicht weniger als 50% der Brustweite betragen. Unsere Musterfrau mit ihrer 28''-Taille hat eine 36'' Brustweite (Das entspricht in etwa der Körbchengröße 34B) und beginnt demzufolge mit einer auf 27'' geschnürten Taille und trainiert diese runter bis auf 22,5''. Letztmöglich zu erreichendes Maß wäre dann hier die 18''-Taille. Diese Methode ist zwar etwas für Rechenkünstler, hat aber den Vorteil, die optische Ausgewogenheit der Figur stärker zu berücksichtigen.
Die letzte Methode, die ich hier vorstellen möchte, geht wiederum von einem körpereigenen Maß aus: dem Oberschenkel. Nach dieser Sichtweise soll das Zielmaß der Taille identisch oder nur geringfügig kleiner sein als der Oberschenkelumfang. Der Vorteil dieser Meßtechnik liegt darin, daß hier das persönliche Übergewicht und der Körperfettanteil berücksichtigt wird. Falls hier Änderungen durch Zu- oder Abnehmen eintreten, werden sie sofort in den Messungen berücksichtigt. Bei all diesem Berechnen der Wunschtaille sollte aber nicht außer acht gelassen werden, daß es in erster Linie ein außergewöhnliches, sinnliches Erlebnis ist, in ein Korsett geschnürt zu sein. Es ist nicht notwendig, die 18''-Taille einer Scarlett O'Hara zu erreichen - schließlich geht es beim Schnüren nicht um die Weltmeisterschaft der engsten Taille. Es mag absolut ausreichend sein, wenn das Korsett den Körper angenehm umfaßt, ohne ihn mit eisernem Griff zu halten (es sei denn, die Trägerin wünscht es so). Die gängigen Faustregeln für die ''Normalträgerin'' besagen, daß ein Korsett etwa 4'' kleiner sein soll als die normale Taillenweite, um eine gute Paßform zu gewährleisten. Nach mehrmaligem Tragen formt sich ein solches Korsett dem Körper an.
Um das Korsett bequem anlegen zu können, sollte die Schnürung so weit wie möglich geöffnet werden. Auf diese Weise kann die Planchettefront relativ leicht geöffnet werden. Dann wird das Korsett richtig auf die Figur ''positioniert'' und man beginnt mit der rückseitigen Schnürung, die bereits unseren Großvätern großes Vergnügen bereitet hat.
Zuerst wird die Taille mit Hilfe der mittig heraustretenden Schlaufen so weit wie möglich zugeschnürt. Dann beginnt die ''Feinarbeit'': Mit dem Daumen wird ein Schnürsteg nach dem anderen gezogen - zunächst von Oben bis zur Mitte, danach von Unten. So kann die Schnürung schön eng zusammengezogen werden. Abschließend wird die Taille noch einmal mit den Mittelschlaufen ganz eng gezogen, dann können die Schlaufen zu einer Schleife gebunden werden.
Bei längeren Korsetts ist es ratsam, auf eine Strumpfhose zu verzichten und stattdessen Strümpfe zu tragen, da ansonsten eine notwendige Verrichtung eine äußerst langwierige und umständliche Angelegenheit sein kann.