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Korsetts von gestern bis heute

Quelle unbekannt

Das Korsett ist ein sehr altes Kleidungsstück. ''Korsetts'' - definiert als ein Kleidungsstück, das die Taille des Trägers einschränkt und die natürlichen Kurven des Körpers betont und hervorhebt, sind so alt wie die Zivilisation selbst. in einer Fundstelle bei Brandon (Norfolk, UK) wurden mehr als 20.000 Jahre alte Darstellungen gefunden, die Frauen zeigen, die Korsetts aus Tierhäuten tragen. Dazu wurden Steinpuppen gefunden, die Korsetts aus getrockneten Häuten tragen. Ähnliche Funde lassen sich auch aus anderen Zeitaltern und Zivilisationen nachweisen, so z.B. aus Kreta, Assyrien und Ägypten. Kretische Urnen, die mehr als 5000 Jahre alt sind, zeigen Schlangenpriesterinnen in Bronzekorsetts mit klassischer Stundenglasfigur.

Das Korsett jedenfalls, so wie wir es heute kennen, mit seinen Stäben, Körbchen und Schnürungen, betrat die Bühne der allgemeinen Aufmerksamkeit in der Mitte des 17. Jahrhunderts und erreichte schließlich zur Jahrhundertwende seine höchste Popularität. Gegen 1920 verschwand das Interesse am Korsett langsam durch das Aufkommen ''moderner'' Wäschestücke.

Das viktorianische Zeitalter war eine der großen Hochphasen des Korsetts. Das allgemeine Schönheitsideal bevorzugte die schmale weibliche Taille- je schmaler die Taille, desto attraktiver wirkte die Figur. Eines der wichtigsten Ziele einer Frau war damals, vor dem 21 Lebensjahr verheiratet zu sein - mit einem Taillenmaß (in Inches), das geringer war als ihr Alter.

Um diesem Ideal zu genügen, wurden die Korsetts so eng geschnürt, daß Taubheitsgefühle im Unterkörper und in den Beinen ebenso üblich waren, wie häufige Ohnmachten. Gleichzeitig wurde damit das Bild der Frau als fragiles, hilfloses Wesen unterstützt und untermauert.

Für die viktorianische Frau mit ihrer unterdrückten Sexualität, die knapp unter der Oberfläche brodelte, war das Korsett nicht nur ein Modeartikel, sondern auch eine Form von Masochismus. Im Jahr 1870 schrieb eine Leserin des ''The Englishwoman's Domestic Magazine'' in herrlicher Naivität, daß ''enges Schnüren delikate Gefühle produziert, halb Vergnügen, halb Schmerz''. Tatsächlich war in dieser Zeit erhöhter Prüderie das Korsett eine sozial akzeptierte Methode der Selbststimulation.

Zu den Zeiten seiner größten Popularität gab es die unterschiedlichsten spezialisierten Korsett-Ausführungen. Es gab Korsetts für Tennis und Schwimmen, Hüftkorsetts, Korsetts zum Bauchtraining, Korsetts für Männer und Trainings-Korsetts, die mit gekreuzten Schultergurten und angesetzten schenkelhohen Stiefeln die Trägerin daran hinderten, das Korsett ausziehen zu können. Eine der seltsamsten Blüten dieser Korsett-Zeit waren spezielle Korsetts für Schwangere. Spezielle Magazine beschäftigten sich ausschließlich mit Korsetts und förderten eine spezielle Korsett-Kultur. Eines der herausragensten Magazine war ''The Wasp'', das in London herausgegeben wurde. Grundlegende Ansicht war, daß ein Korsett nicht nur den Körper der Frau formt, sondern auch ihren Charakter. Es verengt ihre Taille, hebt ihre Brust, macht ihren Bauch flach, rundet ihre Hüften, hält ihren Rücken gerade und läßt sie ihren Kopf heben. Ihre Schrittlänge wird auf feminine 12'' eingeschränkt und sie wird daran gehindert, sich wild und zügellos zu benehmen und ''vermittelt eine angemessene unterwürfige Attitüde''.

Das Korsett war auch immer eine akzeptierte ''Bestrafungsmethode''. Etliche Methoden dieser Obsession der Taillenreduzierung muten heutzutage etwas bizarr an: Das junge Mädchen, deren Figur ''trainiert'' werden sollte, hing an einem Rahmen (um die Bandscheiben zu entlasten und damit die Taille zu verlängern), während ihre Mutter und eine Zofe die Schnürung festzogen. Besonders lange und enge Korsetts waren eine bevorzugte Methode, um wilde und aufsässige Mädchen zu disziplinieren. Manchmal waren sie sogar mit Metallschrauben versehen, die eine engere ''Schnürung'' als die üblichen Schnüre erlaubten. Zur Haltungskorrektur wurden manchmal lange Nadeln auf der Brust befestigt - jedes Senken des Kopfes führte zu einem schmerzhaften Stich ins Kinn.

Korsetts werden seit einiger Zeit wieder als modisches und vor allem erotisches Kleidungsstück akzeptiert. Nicht erst seit Madonna oder Jean-Paul Gaultier ist das Korsett für viele als Ausdrucksmittel und Spielzeug ihrer Sexualität ein unverzichtbares Kleidungsstück. Heute gibt es Korsetts für Männer und Frauen, für den täglichen Gebrauch oder für Bühnenauftritte, für Hochzeiten und natürlich für Sex, S/M und Bondage, wobei letztere dem Image des Korsetts eher abträglich sind.

Das Korsett betont die Taille, aber es tut noch viel mehr: Es betont und hebt die Brüste und akzentuiert die Hüften. Vor allem aber bietet es Halt und Haltung. Sitzen, Stehen und Gehen - all dies geschieht plötzlich mit stolzer, aufrechter Haltung. Es ist nicht mehr möglich, sich in einen Sessel zu lümmeln oder auf einem Stuhl hängen zu lassen. Das Korsett zwingt dazu, den Körper aufrecht zu halten. Es gibt seiner Trägerin eine neue Haltung und eine andere Art der Bewegung. Die neue, stolze Haltung des Körpers hat einen positiven Einfluß auf ihre Gefühle und beeinflußt damit auch die Reaktionen anderer Menschen auf Sie.

Korsetts sind keine Bestrafungsmethode mehr, sondern vielmehr Ausdruck des eigenen Körpergefühls. Die Trägerin eines Korsetts zeigt so auch ihr Selbstbewusstsein. Sie kann sowohl sportiv daher kommen als auch lässig elegant. Es sind da kaum Grenzen gesetzt - allerdings sollte man, wenn man Korsett trägt, auf "zeltähnliche" Gewänder verzichten, das wäre dann doch kontraproduktiv. Eine schöne korsettgeformte Figur darf man auch mit figurbetonender Kleidung vorzeigen. Sicherlich bestimmt auch hier der Geldbeutel das, was man sich leisten kann oder möchte - ganz genau wie bei der Anschaffung eines Korsetts. Oben(drüber) hui, unten(drunter) pfui oder umgekehrt sollte nicht gelten.

Moderne Korsetts gibt es aus den verschiedensten Materialien und in den verschiedensten Preisklassen. Die Spanne reicht da vom ''Von-der-Stange''-Modell für rund 150 EURO bis hin zum Maß-Einzelstück für mehrere tausend EURO. Gängig sind vor allem Korsetts aus Satin, ebenso populär sind aber auch Lack, Leder oder auch Latex. vor allem bei Sonderanfertigungen ist heute nahezu jedes Material denkbar.

Auch zum Hochzeitskleid gehört heute häufig ein Korsett, damit die Braut ihre weiblichen Züge unterstreichen kann. Des Weiteren sind im Bereich der Abendmode Kleider zu finden, in die Korsetts eingearbeitet sind. Frauen können ihre weibliche Figur in einem solchen Kleid zum Blickfang werden lassen. Man kann ein Korsett durch Stickereien noch zusätzlich verschönern und ein Unikat daraus machen.

Die meisten Korsetts bestehen heute aus zwei Hälften, die hinten geschnürt werden können und vorne mit einer Verschlußleiste, der Planchettefront, versehen sind. Ihr Innenleben besteht zumeist aus Spiralfedern, die ihm die populäre Stundenglasform verleihen.

Es gibt viele verschiedene Korsett-Typen und -Formen. Daher ist es ratsam, zuvor gut zu überlegen, welches zur individuellen Figur paßt und zu welchen Anlässen es getragen werden soll. Ein aufwendig verziertes Korsett im Belle-Epoque-Stil ist perfekt für erotische Spiele, funktioniert aber nicht, um eine schlanke Figur unter moderner Kleidung zu erreichen. Die Körperformen sind bei Korsetts prinzipiell nicht so entscheidend, da das Korsett der Figur entsprechend geschnürt wird, aber kurvigere Frauen erreichen natürlich einen heftigeren optischen Effekt als weniger gut ausgestattete.

Wichtig ist hierbei jedoch, daß der Effekt nicht ''zu'' heftig wird: Eine übergewichtige Frau wird in einem Korsett keine schöne Figur erreichen. Eher das Gegenteil, denn die ''überschüssigen'' Massen ''quellen'' an eventuell ungeeigneten Stellen wieder hervor, was den optischen Eindruck durchaus negativ beeinflussen kann. Am vorteilhaftesten sieht ein Korsett bei einer schlanken Frau mit mittlerer Oberweite aus.


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